Mons? Ja, genau, Mons! Die kleine 100.000-Einwohner-Stadt in Belgien kennen auch nach einem Jahr als europäische Kulturhauptstadt 2015 nur wenige. Dabei lohnt sich ein Besuch, denn Mons bietet eine pittoreske Innenstadt, viel Kultur und eine Reihe netter Lokale.
Zugegeben, Mons lag bisher auch nicht zwingend auf meiner Reiseroute. Aber als sich 2016 dem Ende zuneigte und die Silvesterplanungen immer noch in den Sternen standen, entstand der Plan für eine kleine Reise über den Jahreswechsel. Kurzfristige Fahrten – und dann auch noch über Silvester – nach Amsterdam, Brüssel oder in andere Benelux-Zentren kosten aber schnell recht hohe Zimmerpreise und zu teuer sollte der Ausflug auch nicht werden. So stolperten wir zu zweit über Mons, waren angetan von den Bildern im Internet – und auch von der Realität nicht enttäuscht! Deshalb hier sechs Gründe für einen Wochenendtrip nach Mons!
1. Das Gute liegt so nah: Aus dem Rheinland ein Katzensprung
Ich schreibe hier als Bonner und so gilt dieser Grund vor allem für alle, die sich aus dem Raum Köln-Bonn-Düsseldorf oder auch aus Aachen auf den Weg machen. Mit dem Auto sind es (ab Bonn) lediglich 250 Kilometer bis Mons, die man je nach Verkehrslage gut in zwei bis zweieinhalb Stunden bewältigt. Die Strecke führt nicht über den Brüsseler Ring, so dass die Staugefahr gering ist – quasi perfekt für einen Wochenendtrip! Mit der Bahn dauert die Fahrt etwas länger und man muss in Brüssel-Midi umsteigen, aber auch auf diesem Weg dauert die Anreise nur drei Stunden.
2. Grand Place und mehr: Das malerische Stadtzentrum
Angekommen in Mons überzeugte die beschauliche Stadt vor allem mit ihrem wirklich wunderschönen Stadtkern. Rot geziegelte und von grauem Sandstein eingefasste Häuser säumen die Straßen und bieten ein einheitliches und stimmiges Gefühl industrieller Schönheit aus dem frühen 19. Jahrhundert. Mons lebt dabei von der Harmonie, die das Zentrum ausstrahlt, von seiner Ganzheit und den vielen kleinen Sträßchen, die es zu erkunden gilt. Aber natürlich gibt es daneben auch echte Sehenswürdigkeiten:
Das Highlight schlechthin ist natürlich der Grand Place mit dem opulenten, von bürgerlicher Pracht zeugenden Rathaus. Nur wenige hundert Meter entfernt erreicht man den gut erhaltenen und zum Museum ausgebauten Belfried (Glockenturm) der alten Festungsanlage. Ebenfalls sehenswert ist die gigantisch anmutende Kathedrale Sainte Waudru aus dem 15. Jahrhundert. Dies alles lässt sich problemlos in ein bis zwei Stunden durchwandern – mit entsprechenden Besichtigungen ist ein Nachmittag also gut gefüllt.
3. Kulturhauptstadt-Flair
Den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ kennt sicherlich nicht jeder und bildet vermutlich auch nicht für jeden einen Grund, eine bestimmte Stadt zu besuchen. Ich finde: Zu Unrecht! Mons z.B. war 2015 europäische Kulturhauptstadt und auch über ein Jahr später prägt dies die Stadt noch. Da wäre zu aller erst die monumentale Installation „The Passenger“ – berühmt wurde die straßenüberspannende Lattenkonstruktion vor allem als sie gleich zweimal zusammenbrach, aber auch heute überdacht die sehenswerte Plastik Teile der Fußgängerzone. Man muss moderne Kunst nicht mögen, aber ein Hingucker und eine Besonderheit ist der „Passenger“ allemal! Gleiches gilt auch für die Pop-Art-Bildergeschichte, die sich durch endlose Fensterfronten im Zentrum zieht – eine spannende Auflockerung im Stadtbild!
Daneben merkt man Mons an, dass der Kulturhauptstadttitel neue Impulse für Tourismus und öffentliches Leben mit sich gebracht hat. Unter Mons2015 wurde zusammengetragen, was die Stadt an Kultur bietet – neben den oben genannten Gebäuden z.B. eine van Gogh-Ausstellung und vor allem eine gute touristische Infrastruktur, also mehrsprachige Reiseführer und vieles mehr. Aber auch das Ausgeh- und Nachtleben scheint von dem Kulturjahr profitiert zu haben.
4. Savoir vivre a la francais
Mons liegt in der Wallonie und damit auch im belgischen Industriegürtel. Es mag widersinnig klingen, aber glücklicherweise merkt man von dieser industriellen Prägung und dem etwas holprigen Strukturwandel der Wallonie in Mons wenig. Ok, in den Außenbezirken ist der Lack etwas ab, aber das Zentrum strahlt herrlich pittoresk. Und obwohl man sich hier nicht in Frankreich befindet, schimmert doch ein wenig französisches savoir vivre durch. Das betrifft einerseits die Sprache – aller Zweisprachigkeit Belgiens zum Trotz kommt man ohne Französisch keinen Schritt weiter – andererseits die gute Qualität der Küche. Aber damit direkt zu Punkt 5…
5. Kulinarisch
Innerhalb des Zentrums, rund um den Grand Place und von diesem abgehend, befindet sich eine ganze Reihe von Lokalen mit lokaler Küche. Stark angepriesen wurden uns La Cinquiéme Saison in der Rue de la Coupe sowie La Table du Boucher in der Rue d’Havré. Für die Silvesternacht war in beiden natürlich kein Tisch mehr zu bekommen und so kehrten wir im La Petite Provence mit Blick auf den Grand Place ein. Die Karte bietet viele Köstlichkeiten der französischen Küche, der Service ist ausgesprochen aufmerksam und schaut auch nicht scheel, wenn der Gast (wie wir) eher mau französisch spricht. Das Lokal bietet neben einem hervorragenden Ausblick ein modernes Flair, verteilt über zwei Etagen und durch offene Ziegelwände leicht mit rustikalem Charme versetzt. Natürlich gilt, dass unsere westlichen Nachbarn immer etwas mehr Geld für ihr Essen ausgeben, aber arm wird man im Petite Provence dennoch nicht. Wir wählten übrigens das Silvestermenu mit einem Carpaccio aus Jakobsmuscheln als Vorspeise, einem Wildschwein-Gulasch im Hauptgang und herrlichem hausgemachten Mocca-Schoko-Eis.
Wer den Tag vorher noch mit einem Kaffee unterbrechen möchte, dem empfehle ich das kleine, aber sehr feine und wirklich süße MoMa, das Mons Manhattan Coffee, ebenfalls in der Rue de la Coupe. Was nach einer Kette klingen mag, ist in Wahrheit ein sehr individuelles Lokal, das auf kleine Patisserien und vor allem guten Kaffee setzt.
Für den Absacker nach dem Essen möchte ich euch dagegen die Craft Beer-Bar L`Aroma Hops in der parallel zum MoMa gelegenen Rue de la Chef ans Herz legen. Ok, nicht jeder ist so großer Craft-Beer-Fan wie ich, aber die in alten, geziegelten Räumen beherbergte Bar mit langer hölzerner Theke, modernem Industriedesign, einem hippen, auskunftsfreudigem Wirt und vor allem viel gutem Bier wird auch euch gefallen!
6. Unterkunft
Wer isst und trinkt, der will irgendwann dann doch ins Bett. Und da wird jeder – wirklich jeder! – in ganz Mons immer wieder ein Hotel nennen: Das Dream am Rande des Zentrums, das sich in den umgebauten Räumen eines alten Klosters befindet. Wir fanden etwas schade, dass vom alten Klostercharme wenig zu erkennen ist, stattdessen setzt das Innere ganz auf Modernität. Dennoch ist es sicherlich spannend und besonders, hier zu nächtigen. Einige Zimmer haben jedoch nur kleine Fensterluken und bieten wenig Tageslicht – wer das vermeiden möchte, sollte bei der Reservierung darauf hinweisen. Das Hotel bietet auch einen Spa-Bereich, der 45 Minuten kostenlos genutzt oder kostenpflichtig reserviert werden kann.
Kurz und knapp
Was soll ich sagen: Mons war für uns eine positive Überraschung, es bietet einiges an Kultur, schöner Stadtarchitektur und kulinarischen Highlights. Für ein Wochenende ist es damit ein optimales Reiseziel.
PS: Dem Affen den Kopf zu streicheln soll Glück bringen – versucht es doch mal!
PPS: Sechs Gründe? Ja, wirklich, sechs Gründe. Denn so empfehlenswert Mons für eine Wochenendreise auch ist – auf 10 Gründe bin ich einfach nicht gekommen…
Eine Antwort auf „Ein Wochenende in Mons“