Pisa – die Kleinstadt in der Toskana steht vor allem für eines: ihren schiefen Turm. Jeder kennt das weltberühmte Wahrzeichen. Auf Instagram finden sich millionenfach Bilder von Touristen, die den Turm perspektivisch wahlweise stützen oder stürzen. Pisa wirkt also auf den ersten Blick wie das klassische Ein-Tages-Ausflugsziel: einmal hin, Turm knipsen und wieder weg. Doch dieser Eindruck täuscht, die toskanische Stadt bietet viel mehr! Warum ihr ein paar Tage länger in Pisa bleiben solltet, das lest ihr hier:


Natürlich, auch ich habe den schiefen Turm besucht. Wer an Feiertagen oder an Wochenenden kommt, den kann schnell der Schlag treffen: Busladungen an Touristen werden vorgefahren. Aber die gute Nachricht: Diese Tagestouristen bleiben auch in direkter Turm-Nähe. Die übrige Stadt präsentiert sich in einer Mischung aus toskanischem und studentischem Charme!

Am besten erkundet ihr Pisa von der Piazza Garibaldi aus. Dieser kleine Platz liegt direkt gegenüber der mittleren Brücke über den Arno (der Ponte die Mezzo), die Alt- und Neustadt miteinander verbindet. Hier in der Altstadt erstreckt sich auch das typisch italienische Gewirr aus Gassen und Gässchen., durch die man wunderbar schlendern kann.
Umrundet wird dieses Gassennetz von einer völlig intakten Stadtmauer, die die Altstadt im Halbkreis umsäumt und jeweils am Arno endet. Das Dom-Ensemble mit dem schiefen Turm liegt dabei keineswegs zentral, sondern am nordwestlichen Rand der Altstadt. So kann man dem Massentourismus tatsächlich leicht ausweichen.

Von der Piazza Garibaldi durchzieht die Via Giosuè Carducci die Altstadt wie eine Magistrale. Hier tummeln sich die schicken und noblen Geschäfte und Boutiquen ebenso wie viele kleine Cafés. Mein Tipp für einen Kaffee ist das Caffé Settimelli: Außen könnt ihr geschützt von einem Arkadengang dem Treiben auf der Via Giosuè Carducci zuschauen, innen erwartet euch der Charme eines echten Kaffeehauses.
Wer darüber hinaus noch weiter shoppen will, der sollte den Arno überqueren. Denn auch die Neustadt lohnt. Die Via Giosuè Carducci verlängert sich über die mittlere Arnobrücke hinaus zum Corso Italia und reicht bis zum Hauptbahnhof. Auch hier findet sich viel schöne, alte Bausubstanz und ebenfalls geschäftiger Einkaufstrubel. Allerdings könnt ihr hier euren Geldbeuten schonen, denn auf dieser Seite des Flusses findet ihr eher die Geschäfte mit Preisen für Normalsterbliche.

Wem Einkaufen und das Verweilen beim Caffé nicht genügen, der wird in den Altstadtgassen reichlich andere gastronomische Abwechslung finden: Pisa pulsiert, zeigt sich studentisch und an lauen Abenden flanieren junge Nachtschwärmer durch die Gassen und Bars. Zentrale Anlaufpunkte des Nachtlebens sind die Piazza delle Vettovaglie und das Ufer das Arno. An ersterer tummeln sich zig Bars, fast alle mit Tischen auf dem Platz, der eher einem Innenhof gleicht. Laut und tumultig geht es hier zu – Leben pur! Am Arno treffen sich viele dagegen ganz ungezwungen, um gemeinsam auf der Ufermauer des Arno zu sitzen.

Meine Tipps für das abendliche Treiben sind diese:
- Falls es etwas schicker werden soll, mit guter Küche, klassisch italienisch und ihr gerne einen Euro mehr für gute Qualität zahlt, denn wird euch die Hosteria da Fermento gefallen. Die Küche setzt hier auf typisch toskanische Gerichte, auch die Weinauswahl lohnt.
- Wer beim Essen sparen möchte, für den ist die Aperitivo-Traditon in Italien genau richtig. In der Cocktailbar Mani’omio könnt ihr euch am Aperitivo-Buffet bedienen und bekommt außerdem noch wirklich gute Cocktails mit dem besonderen Pfiff.
- Gute Drinks gibt es auch im Barrique. Das winzige Lokal ist eine Mischung aus Cocktail- und Craft Beer-Bar, dazu die nötige Portion Coolness gepaart mit herrlich antiken Elementen. Eine schöne Mischung, wenn ihr euch nicht sicher seid, ob euch der Sinn nach Cocktails, Wein oder Bier steht.
- Ich suche immer die Bars, in denen sich die jungen einheimischen treffen. In Pisa ist das sicherlich Bruno Orzo: studentisch, jung, allabendlich gut gefüllt, eine tolle regionale Bierauswahl, eigentlich ein Pub auf italienisch! Eine absolute Empfehlung für den letzten Absacker!
- Wer vollends in das Thema Craft Beer einsteigen möchte, dem empfehle ich den Torre del Luppolo. Diese Mischung aus Shop und Bar bietet euch ein unfassbar großes Sortiment an Bierspezialitäten aus der Region sowie aus aller Welt. Die Beratung ist ebenfalls gut: Hier sind wirkliche Craft Beer-Geeks am Werk!
- Wem der Drink ohne Sitzplätze genügt: Die winzige Baribaldi direkt an der Piazza Garibaldi bietet alle Drinks nur außer Haus – aber der Platz bietet Raum genug für einen Drink im Stehen. Allein durch seine „Größe“ ist diese Bar sehenswert!
Bei diesen fünf Tipps müsst ihr übrigens keine weiten Wege fürchten: Pisas Altstadt bietet genau die richtige Mischung, um überschaubar und doch großzügig zu sein. Oder – etwas bildlich gesprochen: Pisa mag klein sein, seine Altstadt ist jedoch groß!




Jetzt habt ihr also Pisa erkundet, gut gegessen und getrunken – aber wie verbringt ihr die übrigen Tage? Gar kein Problem, es gibt so viele Ausflusziele, die sich einfach ansteuern lassen! Natürlich ist Florenz nah, aber noch mehr empfehle ich Lucca, das ihr von Pisa in nicht einmal dreißig Minuten für wenige Euro mit dem Regionalzug erreicht. Über Lucca findet ihr hier einen gesonderten Bericht. Oder ihr fahrt ans Meer: Marina di Pisa liegt nur ca. zehn Kilometer von der Stadt entfernt und ist mit dem Bus vom Zentralen Busbahnhof angebunden. Die Busse fahren in der Regel stündlich und benötigen für die Fahrt zum Meer etwa 20 Minuten. Mein Tipp: Rechtzeitig hingehen, der Bus ist bei gutem Wetter gerne völlig überfüllt. First come… Und für den Rückweg darauf einstellen, dass Busfahrpläne nur ein grober Richtwert für die realen Abfahrtzeiten sind. Aber der Weg lohnt!

Marina die Pisa hat zwar keinen Sandstrand, sondern weiße Kiesel, aber der Yacht-Hafen, die Promenade und überhaupt einfach nur das Meer mit den Alpen im Hintergrund machen es zu einem lohnenden Tagesziel. Ich lasse hier einfach mal die Bilder für sich sprechen:
Also, Pisa ist ein Reiseziel, das ich nur empfehlen kann. Natürlich sprechen wir hier über eine Kleinstadt und die gesamten Sommerferien sind sicherlich zu lang für eine Reise. Aber drei bis fünf Tage erscheinen mir die perfekte Länge für diese wirklich schöne Stadt zu sein. Und natürlich, ganz um den Dom und den schiefen Turm kommt man nicht herum – aber das sollt ihr ja auch gar nicht: Wer Pisa als Standort wählt, kann ganz außerhalb der Touristenströme zum Wahrzeichen der Stadt gehen, z.B. früh am Morgen oder einfach nachts, wenn der Turm herrlich angestrahlt ist! Es lohnt sich also, die Stadt nicht nur für einen Tag anzusteuern.
Probiert´s einmal aus! Und fragt dann doch nach einem Zimmer im Relais Sassetti: Ein Innenhof wie aus dem Märchenbuch, Zitronenbäume und hauseigene Schildkröten im Garten, eine wunderbar herzliche Gastgeberin und das alles in einer stillen Seitenstraße in der Altstadt. So liebevoll habe ich wirklich selten gewohnt! Aber seht selbst!

2 Antworten auf „Pisa: Mehr als ein Turm“