Zugegeben, Elburg hätte nie auf meiner Reiseliste gestanden, wäre ich nicht durch eine Dienstreise hierhin gekommen. Dabei bietet die alte Hansestadt am Rande des Veluwemeers eine herrliche Mischung aus Natur und Kleinstadtromantik. Aus dem Westen der Bundesrepublik ist man zudem blitzschnell hier und wer Familie hat, der kommt vollends auf seine Kosten. Hier meine Eindrücke:
Wassersport trifft Natur
Gänse schnattern, Entenküken schwimmen umher, Schwäne brüten im Schilf: Als ich das Veluwemeer an einem Montag im Mai erreiche, beeindruckt mich zu erst einmal die Natur. Dabei gilt des seeähnliche Gewässer eigentlich als Wassersportparadies, wird gerne von Familien oder Schulklassen angesteuert. Doch in dem nur ca. 80 cm seichten Gewässer harmonieren Natur und Freizeitsport wunderbar miteinander. Überall auf dem See sieht man Windsurfer, Kajaks rudern umher, einige Jugendliche versuchen sich im Stand Up Paddling. Doch die Natur scheint sich davon noch stören zu lassen. Das mag an der Struktur dieses Sees, der nur dem Namen nach ein Meer ist, liegen: Weitestgehend ist er von Schilf bewachsen, Tiere finden Rückzugsmöglichkeiten. Aber es gibt natürlich auch einige Strandabschnitte. Und die Seebewohner haben sich mit den Menschen arrangiert, kommen frech zu den Unterkünften und schauen nach Leckereien. Aber gerade in dieser Mischung liegt der Erholungswert des Sees!
Herrliche Sonnenuntergänge
Das Veluwemeer (hier der Kartenlink) ist dabei ein Seitenarm des Ijsselmeers. Ganz am Rand führt auch eine Schiffsfahrrinne durch den See, aber diese ist so weit von den Erholungsplätzen entfernt, dass sie nicht stört. Überhaupt: Bei oberschenkelhohem Wasser kann nicht viel passieren, eigentlich der perfekte Ort für Kinder. Zumal es einen großen Bungalowpark direkt am Meer gibt (Links s.u.).
Einer der kleinen Strände am Veluwemeer. Die Bungalows liegen zum Teil direkt am WasserSommerfeeling am Ufer
Direkt neben dem See liegt Elburg, die zentrale Stadt am Veluwemeer. Mit dem Rad erreicht man sie in wenigen Minuten. Elburg ist eine Kleinstadt und doch wunderschön: Der Charakter der alten Hansastadt konnte erhalten werden, eine intakte Stadtbefestigung umzieht den Kern, malerische kleine Kopfsteinpflastergassen führen im Schachbrettmuster hindurch, eine Gracht durchzieht die Stadt und ein kleiner Bootshafen rundet das Bild ab. Doch, Elburg ist wirklich ein Kleinod!
Das alte Stadttor zeugt von der Zeit der HanseTypisch Niederlande: Auch Elburg wird von einer Gracht durchzogen
Natürlich, es sind nur ca. 20.000 Einwohner, die hier leben. Aber wie überall in den Niederlanden habe ich auch hier diese typische Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft unserer Nachbarn erlebt. Und auch zum abendlichen Ausgehen bietet der Ort ausreichend Cafés und einige kleine Restaurants. Sicherlich, die Bürgersteige werden hier früher hochgeklappt als in größeren Städten, aber das kulinarische Angebot reicht für diese Art von Urlaub vollauf.
Im „Aan de Gracht“ könnt ihr einkehren und auf den Wassergraben, der den Stadtkern umgibt, blicken.Der Hafen von Elburg
Wem der Sinn nicht nach Wassersport steht, der kann hier natürlich – wie sollte es in den Niederlanden anders sein! – ausgiebig radfahren! Die Radwege sind hervorragend ausgebaut, führen durch Felder oder über die Deiche der verschiedenen Ijsselmeer-Seitenarme, die sich hier treffen.
Manchmal muss also der Zufall helfen, um Neues zu entdecken. Ich auf jeden Fall konnte mich – obwohl beruflich hier und eigentlich eher Großstadtmensch – wunderbar erholen und kann euch eine Reise ans Veluwemeer nur empfehlen!
Oh bella italia! Die Zahl der italienischen Kleinstädte, an die man sein Herz verlieren kann, scheint unbegrenzt. Lucca, das ich euch heute vorstellen möchte, ist genau so eine Stadt:
Falls Lucca in der Toskana bisher nicht auf eurer Reiseliste stand, solltet ihr das ändern!
Lucca, das ist diese typisch italienische Kleinstadt mit endlos viel Charme und dem Lebensgefühl der Toskana. Mit 90.000 Einwohnern ist die Stadt dabei überschaubar und trotz ihrer Nähe zu Pisa und Florenz fallen die großen Touristenströme hier weniger ein – zum Glück! So kann man kleine Gassen, zahllose Kirchen und weite Plätze ganz in Ruhe entdecken.
Der berühmteste Sohn der Stadt: Puccini (im Hintergrund das heute zum Museum umgestaltete ehemalige Wohnhaus)
Berühmtester Sohn der Stadt ist sicherlich Giacomo Puccini. Aber Lucca hält sich vornehm zurück, gedenkt dem Komponisten mit einem Museum und einer Statue, aber konzentriert sich keineswegs nur auf den Musiker. Zu Recht, denn auch Puccinis Zeit liegt deutlich später als die Hochphase Luccas im Spätmittelalter.
Von dieser Zeit zeugt in der Stadt noch viel, vor allem die alte Stadtmauer, die Luccas Zentrum gänzlich umschließt. Für Euren Lucca-Besuch lohnt es sich dabei, sowohl auf der breiten Flaniermeile über die Mauer zu schlendern,als auch ins Innere hinab zu steigen: An den Eckpunkten des sternförmigen Festungsbauwerks bieten sich an vielen Stellen Einstiege. Die inneren Wege der Mauer werden dabei teilweise für Kunstinstallationen genutzt und bieten spannende Eindrücke von der Macht dieser Festungsmauer!
Die alte Mauer umschließt Luccas Zentrum vollständig. Auf der Mauer befindet sich heute ein breiter Spazierweg, den sich Radfahrer und Fußgänger teilen. Auf ihm lässt sich das gesamte Zentrum umrunden.Aber auch von Innen solltet ihr die mittelalterliche Stadtmauer erkunden!
Innerhalb der mauerumschlossenen Altstadt liegt Luccas Reiz vor allem darin, durch das pulsierende Leben in den vielen Gassen zu schlendern: Zahllose Geschäfte, Cafés und Plätze laden ein, sich in das geschäftige Treiben des toskanischen Alltags zu stürzen. Dabei wirkt das Zentrum – gerade weil es so gut erhalten ist – riesig. Dennoch lässt sich alles gut fußläufig bewältigen.
Dieses Leben tobt vor allem in den Straßen rund um die Kirche San Michele in Foro und um die Piazza Anfiteatro. Letztere lässt in ihrer Form noch deutlich erkennen, dass hier einmal ein römisches Amphitheater lag, das sich im Mittelalter zu einem Platz wandelte.
Kirchen werdet ihr in Lucca endlos viele findenDas alte Amphitheater wandelte sich im Mittelalter zu einem Platz, ist aber in seiner Struktur noch erkennbar
Neben den Kirchen prägen Türme das Bild der Stadt. Aus jeder Gasse scheint sich ein Blick auf einen neuen, stumpfen Torre zu öffnen. Wahrzeichen der Stadt ist dabei der Torre Giunigi, der durch seinen Baumbewuchs auf der Turmspitze aus der Menge der Türme hervorsticht.
Weithin sichtbar ist der Torre Giunigi mit seiner baumbewachsenen SpitzeOben vom Turm könnt ihr die ganze Stadt überblicken, der Eintritt kostet ca. 5 Euro
Ich kann euch Lucca also nur ans Herz legen. Natürlich ist die Stadt klein, aber mindestens für einen Tagestrip lohnt sie absolut. Aus Pisa, über das ihr hier lesen könnt, benötigt ihr mit der Bahn nicht einmal dreißig Minuten. Beide Städte könnten dabei ein schöner Ausgangspunkt sein, um von hier die Toskana zu erkunden. Wer es lieber studentisch und etwas abwechslungsreicher im Nachtleben mag, dem würde ich Pisa als Standort empfehlen; wer eher tägliches Treiben genießt und malerische Gassen zu schätzen weiß, der ist in Lucca richtig! Probiert es doch mal aus!
Pisa – die Kleinstadt in der Toskana steht vor allem für eines: ihren schiefen Turm. Jeder kennt das weltberühmte Wahrzeichen. Auf Instagram finden sich millionenfach Bilder von Touristen, die den Turm perspektivisch wahlweise stützen oder stürzen. Pisa wirkt also auf den ersten Blick wie das klassische Ein-Tages-Ausflugsziel: einmal hin, Turm knipsen und wieder weg. Doch dieser Eindruck täuscht, die toskanische Stadt bietet viel mehr! Warum ihr ein paar Tage länger in Pisa bleiben solltet, das lest ihr hier:
So kennt man Pisa: Heerscharen an Touristen posieren vor dem schiefen Turm. Aber die Stadt bietet viel mehr!Und wenn die Tagestouristen wieder abreisen, dann könnt ihr selbst den schiefen Turm fast für euch haben!
Natürlich, auch ich habe den schiefen Turm besucht. Wer an Feiertagen oder an Wochenenden kommt, den kann schnell der Schlag treffen: Busladungen an Touristen werden vorgefahren. Aber die gute Nachricht: Diese Tagestouristen bleiben auch in direkter Turm-Nähe. Die übrige Stadt präsentiert sich in einer Mischung aus toskanischem und studentischem Charme!
Nicht nur die Lage am Arno macht Pisa interessant
Am besten erkundet ihr Pisa von der Piazza Garibaldi aus. Dieser kleine Platz liegt direkt gegenüber der mittleren Brücke über den Arno (der Ponte die Mezzo), die Alt- und Neustadt miteinander verbindet. Hier in der Altstadt erstreckt sich auch das typisch italienische Gewirr aus Gassen und Gässchen., durch die man wunderbar schlendern kann.
Umrundet wird dieses Gassennetz von einer völlig intakten Stadtmauer, die die Altstadt im Halbkreis umsäumt und jeweils am Arno endet. Das Dom-Ensemble mit dem schiefen Turm liegt dabei keineswegs zentral, sondern am nordwestlichen Rand der Altstadt. So kann man dem Massentourismus tatsächlich leicht ausweichen.
Von der Piazza Garibaldi aus lässt sich die Altstadt wunderbar fußläufig erkunden
Von der Piazza Garibaldi durchzieht die Via Giosuè Carducci die Altstadt wie eine Magistrale. Hier tummeln sich die schicken und noblen Geschäfte und Boutiquen ebenso wie viele kleine Cafés. Mein Tipp für einen Kaffee ist das Caffé Settimelli: Außen könnt ihr geschützt von einem Arkadengang dem Treiben auf der Via Giosuè Carducci zuschauen, innen erwartet euch der Charme eines echten Kaffeehauses.
Wer darüber hinaus noch weiter shoppen will, der sollte den Arno überqueren. Denn auch die Neustadt lohnt. Die Via Giosuè Carducci verlängert sich über die mittlere Arnobrücke hinaus zum Corso Italia und reicht bis zum Hauptbahnhof. Auch hier findet sich viel schöne, alte Bausubstanz und ebenfalls geschäftiger Einkaufstrubel. Allerdings könnt ihr hier euren Geldbeuten schonen, denn auf dieser Seite des Flusses findet ihr eher die Geschäfte mit Preisen für Normalsterbliche.
Das Caffé Settimelli könnt ihr nicht verfehlen: Gönnt euch ein wenig Glanz traditioneller Kaffeekultur!
Wem Einkaufen und das Verweilen beim Caffé nicht genügen, der wird in den Altstadtgassen reichlich andere gastronomische Abwechslung finden: Pisa pulsiert, zeigt sich studentisch und an lauen Abenden flanieren junge Nachtschwärmer durch die Gassen und Bars. Zentrale Anlaufpunkte des Nachtlebens sind die Piazza delle Vettovaglie und das Ufer das Arno. An ersterer tummeln sich zig Bars, fast alle mit Tischen auf dem Platz, der eher einem Innenhof gleicht. Laut und tumultig geht es hier zu – Leben pur! Am Arno treffen sich viele dagegen ganz ungezwungen, um gemeinsam auf der Ufermauer des Arno zu sitzen.
Sonnenuntergang über dem Arno: Mit einer Flasche Wein und Freunden der perfekte Tagesausklang!
Meine Tipps für das abendliche Treiben sind diese:
Falls es etwas schicker werden soll, mit guter Küche, klassisch italienisch und ihr gerne einen Euro mehr für gute Qualität zahlt, denn wird euch die Hosteria da Fermento gefallen. Die Küche setzt hier auf typisch toskanische Gerichte, auch die Weinauswahl lohnt.
Wer beim Essen sparen möchte, für den ist die Aperitivo-Traditon in Italien genau richtig. In der Cocktailbar Mani’omio könnt ihr euch am Aperitivo-Buffet bedienen und bekommt außerdem noch wirklich gute Cocktails mit dem besonderen Pfiff.
Gute Drinks gibt es auch im Barrique. Das winzige Lokal ist eine Mischung aus Cocktail- und Craft Beer-Bar, dazu die nötige Portion Coolness gepaart mit herrlich antiken Elementen. Eine schöne Mischung, wenn ihr euch nicht sicher seid, ob euch der Sinn nach Cocktails, Wein oder Bier steht.
Ich suche immer die Bars, in denen sich die jungen einheimischen treffen. In Pisa ist das sicherlich Bruno Orzo: studentisch, jung, allabendlich gut gefüllt, eine tolle regionale Bierauswahl, eigentlich ein Pub auf italienisch! Eine absolute Empfehlung für den letzten Absacker!
Wer vollends in das Thema Craft Beer einsteigen möchte, dem empfehle ich den Torre del Luppolo. Diese Mischung aus Shop und Bar bietet euch ein unfassbar großes Sortiment an Bierspezialitäten aus der Region sowie aus aller Welt. Die Beratung ist ebenfalls gut: Hier sind wirkliche Craft Beer-Geeks am Werk!
Wem der Drink ohne Sitzplätze genügt: Die winzige Baribaldi direkt an der Piazza Garibaldi bietet alle Drinks nur außer Haus – aber der Platz bietet Raum genug für einen Drink im Stehen. Allein durch seine „Größe“ ist diese Bar sehenswert!
Bei diesen fünf Tipps müsst ihr übrigens keine weiten Wege fürchten: Pisas Altstadt bietet genau die richtige Mischung, um überschaubar und doch großzügig zu sein. Oder – etwas bildlich gesprochen: Pisa mag klein sein, seine Altstadt ist jedoch groß!
Empfehlenswerte toskanische Küche: Die Hosteria da FermentoDas Barrique ist klein, bietet aber sowohl gute Cocktails als auch regionale BiereIm Bruno Orzo geht es jung und studentisch zuTake-Away-Drinks in der Baribaldi
Jetzt habt ihr also Pisa erkundet, gut gegessen und getrunken – aber wie verbringt ihr die übrigen Tage? Gar kein Problem, es gibt so viele Ausflusziele, die sich einfach ansteuern lassen! Natürlich ist Florenz nah, aber noch mehr empfehle ich Lucca, das ihr von Pisa in nicht einmal dreißig Minuten für wenige Euro mit dem Regionalzug erreicht. Über Lucca findet ihr hier einen gesonderten Bericht. Oder ihr fahrt ans Meer: Marina di Pisa liegt nur ca. zehn Kilometer von der Stadt entfernt und ist mit dem Bus vom Zentralen Busbahnhof angebunden. Die Busse fahren in der Regel stündlich und benötigen für die Fahrt zum Meer etwa 20 Minuten. Mein Tipp: Rechtzeitig hingehen, der Bus ist bei gutem Wetter gerne völlig überfüllt. First come… Und für den Rückweg darauf einstellen, dass Busfahrpläne nur ein grober Richtwert für die realen Abfahrtzeiten sind. Aber der Weg lohnt!
Ab ans Meer: Marina di Pisa erreicht ihr schnell mit dem Bus
Marina die Pisa hat zwar keinen Sandstrand, sondern weiße Kiesel, aber der Yacht-Hafen, die Promenade und überhaupt einfach nur das Meer mit den Alpen im Hintergrund machen es zu einem lohnenden Tagesziel. Ich lasse hier einfach mal die Bilder für sich sprechen:
Also, Pisa ist ein Reiseziel, das ich nur empfehlen kann. Natürlich sprechen wir hier über eine Kleinstadt und die gesamten Sommerferien sind sicherlich zu lang für eine Reise. Aber drei bis fünf Tage erscheinen mir die perfekte Länge für diese wirklich schöne Stadt zu sein. Und natürlich, ganz um den Dom und den schiefen Turm kommt man nicht herum – aber das sollt ihr ja auch gar nicht: Wer Pisa als Standort wählt, kann ganz außerhalb der Touristenströme zum Wahrzeichen der Stadt gehen, z.B. früh am Morgen oder einfach nachts, wenn der Turm herrlich angestrahlt ist! Es lohnt sich also, die Stadt nicht nur für einen Tag anzusteuern.
Probiert´s einmal aus! Und fragt dann doch nach einem Zimmer im Relais Sassetti: Ein Innenhof wie aus dem Märchenbuch, Zitronenbäume und hauseigene Schildkröten im Garten, eine wunderbar herzliche Gastgeberin und das alles in einer stillen Seitenstraße in der Altstadt. So liebevoll habe ich wirklich selten gewohnt! Aber seht selbst!
Mein Tipp für die Unterkunft in Pisa: Das B&B Relais Sassetti