Der bulgarische Goldstrand am Schwarzen Meer hat sich mittlerweile den Ruf eines zweiten Ballermanns erarbeitet. Daher wollte ich auf meinem Roadtrip durch Bulgarien diesen Teil der Schwarzmeerküste meiden und suchte von Varna kommend einen etwas ruhigeren Strandabschnitt – und fand ihn in Kawarna.
Abends wird es ruhig am Strand von Kawarna, der in einer kleinen Bucht liegt
Etwa 10.000 Menschen leben in der Kleinstadt 60 Kilometer nördlich von Varna. Man befindet sich hier also schon fast an der rumänischen Grenze. Der Ort ist keineswegs ein absoluter Geheimtipp, aber man trifft eigentlich keine westlichen Touristen, sondern ausschließlich Einheimische – also genau das, was ich gesucht hatte!
Am Tag ist es belebter, von westlichen Touristen bleibt man jedoch verschontEs empfiehlt sich, eine Liege zu mieten
Kawarna mag keinen riesigen Strand bieten, aber der gut einen Kilometer lange Abschnitt enthält alles, was man für einen kurzen Urlaub braucht: Sand, eine ruhige Bucht, ein oder zwei kleine Bars für eine Erfrischung – und alles ist fußläufig.
Schön ist der Blick auf die Bucht und auf einige im Hafen liegende Fischerboote, die tatsächlich noch genutzt werden. Vom geschützten (und bewachten) Schwimmerbereich zu sehen, wie hundert Meter weiter ein kleiner Kutter einläuft, ist schon besonders!
Eine große Strandbar bietet alles, um den Tag bei Sonnenschein am Meer zu genießen und sich zwischendurch zu erfrischen
Der Sand ist fein, das Wasser warm und klar, wechselt im tieferen Bereich zu einer leichten Opalfarbe. Und die Atmosphäre hier gibt sich entspannt: Keine Junggesellenabschiede, sondern bulgarische Familien. Und Bulgaren sind – das habe ich auf der gesamten Reise erlebt – unfassbar freundlich und rücksichtsvoll, hier kommt man sich nicht in die Quere, auch wenn die Sonnenliegen durchaus eng stehen. Der größere und schönere Teil des Strandes ist übrigens für Liegen reserviert und es lohnt sich, für 15 Leva (7,5 Euro) zwei Liegen unter einem Bast-Sonnenschirm zu mieten.
Die Muschelfarm von Dalboka ist ein Muss!
Man kann am Strand von Kawarna in einer handvoll Restaurants mit direktem Meerblick essen, die bulgarische Küche ist gut, es gibt frischen Fisch und frische Muscheln und arm wird man in Bulgarien dabei auch nicht. Stichwort Muscheln: Unweit von Kawarna befindet sich die international renommierte Muschelfarm „Dalboka“ mit angeschlossenem Restaurant. Auch hier sitzt man malerisch am Meer und bekommt Muscheln aus hauseigener Züchtung. Obwohl nur ca. 5 Kilometer von Kawarna entfernt, empfiehlt sich die Anreise mit dem Auto, denn die Steilküste ist nicht gut begehbar. Mit dem Auto sollte man jedoch weit oberhalb der Muschelfarm parken, der Weg hinunter ist steil, die Straße schlecht und einspurig – wir sahen mehrere gut motorisierte SUVs scheitern…
Im Restaurant der Muschelfarm sitzt man direkt am MeerDer Blick ist ein Traum – aber Achtung, wer die Muschelfarm besucht, muss diese Steilküste hinunter und später wieder hinauf!
Ihr seht, mir hat Kawarna gefallen, aber ich will auch die Nachteile der Stadt nicht verschweigen, denn die muss man kennen, um zu wissen, worauf man sich einlässt: Es gibt keine Direktverbindung zum Flughafen von Varna und auch der ÖPNV ist eher unterentwickelt, es empfiehlt sich also ein Mietwagen. Dazu ist der Strand von Menschenhand gemacht, was der Erholung aber keinen Abbruch tut. Und zu guter Letzt ist die Stadt selbst – nun ja – stark osteuropäisch und besteht fast ausschließlich aus sozialistischen Plattenbauten. Man bemüht sich zwar, mit großflächigen Rock-Graffitis, die den Künstlern des jährlichen Rock-Festivals gewidmet sind, das Stadtbild aufzuhellen, das sorgt jedoch eher für einen absurden Charme.
Das Zentrum von Kawarna präsentiert sich sozialistisch, da hilft die coole Rock-Streetart nur begrenzt
Kawarna ist also ein schönes Ziel für einige Tage Strandurlaub, wenn man hinterher weiterziehen möchte. Drei, vier Tage, die kann man hier gut aushalten, vor allem im sehr stabilen bulgarischen Sommer.
Wer sich auf etwas Reise-Exotik einlässt, der ist in Kawarna auf jeden Fall richtig!
Zugegeben, Elburg hätte nie auf meiner Reiseliste gestanden, wäre ich nicht durch eine Dienstreise hierhin gekommen. Dabei bietet die alte Hansestadt am Rande des Veluwemeers eine herrliche Mischung aus Natur und Kleinstadtromantik. Aus dem Westen der Bundesrepublik ist man zudem blitzschnell hier und wer Familie hat, der kommt vollends auf seine Kosten. Hier meine Eindrücke:
Wassersport trifft Natur
Gänse schnattern, Entenküken schwimmen umher, Schwäne brüten im Schilf: Als ich das Veluwemeer an einem Montag im Mai erreiche, beeindruckt mich zu erst einmal die Natur. Dabei gilt des seeähnliche Gewässer eigentlich als Wassersportparadies, wird gerne von Familien oder Schulklassen angesteuert. Doch in dem nur ca. 80 cm seichten Gewässer harmonieren Natur und Freizeitsport wunderbar miteinander. Überall auf dem See sieht man Windsurfer, Kajaks rudern umher, einige Jugendliche versuchen sich im Stand Up Paddling. Doch die Natur scheint sich davon noch stören zu lassen. Das mag an der Struktur dieses Sees, der nur dem Namen nach ein Meer ist, liegen: Weitestgehend ist er von Schilf bewachsen, Tiere finden Rückzugsmöglichkeiten. Aber es gibt natürlich auch einige Strandabschnitte. Und die Seebewohner haben sich mit den Menschen arrangiert, kommen frech zu den Unterkünften und schauen nach Leckereien. Aber gerade in dieser Mischung liegt der Erholungswert des Sees!
Herrliche Sonnenuntergänge
Das Veluwemeer (hier der Kartenlink) ist dabei ein Seitenarm des Ijsselmeers. Ganz am Rand führt auch eine Schiffsfahrrinne durch den See, aber diese ist so weit von den Erholungsplätzen entfernt, dass sie nicht stört. Überhaupt: Bei oberschenkelhohem Wasser kann nicht viel passieren, eigentlich der perfekte Ort für Kinder. Zumal es einen großen Bungalowpark direkt am Meer gibt (Links s.u.).
Einer der kleinen Strände am Veluwemeer. Die Bungalows liegen zum Teil direkt am WasserSommerfeeling am Ufer
Direkt neben dem See liegt Elburg, die zentrale Stadt am Veluwemeer. Mit dem Rad erreicht man sie in wenigen Minuten. Elburg ist eine Kleinstadt und doch wunderschön: Der Charakter der alten Hansastadt konnte erhalten werden, eine intakte Stadtbefestigung umzieht den Kern, malerische kleine Kopfsteinpflastergassen führen im Schachbrettmuster hindurch, eine Gracht durchzieht die Stadt und ein kleiner Bootshafen rundet das Bild ab. Doch, Elburg ist wirklich ein Kleinod!
Das alte Stadttor zeugt von der Zeit der HanseTypisch Niederlande: Auch Elburg wird von einer Gracht durchzogen
Natürlich, es sind nur ca. 20.000 Einwohner, die hier leben. Aber wie überall in den Niederlanden habe ich auch hier diese typische Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft unserer Nachbarn erlebt. Und auch zum abendlichen Ausgehen bietet der Ort ausreichend Cafés und einige kleine Restaurants. Sicherlich, die Bürgersteige werden hier früher hochgeklappt als in größeren Städten, aber das kulinarische Angebot reicht für diese Art von Urlaub vollauf.
Im „Aan de Gracht“ könnt ihr einkehren und auf den Wassergraben, der den Stadtkern umgibt, blicken.Der Hafen von Elburg
Wem der Sinn nicht nach Wassersport steht, der kann hier natürlich – wie sollte es in den Niederlanden anders sein! – ausgiebig radfahren! Die Radwege sind hervorragend ausgebaut, führen durch Felder oder über die Deiche der verschiedenen Ijsselmeer-Seitenarme, die sich hier treffen.
Manchmal muss also der Zufall helfen, um Neues zu entdecken. Ich auf jeden Fall konnte mich – obwohl beruflich hier und eigentlich eher Großstadtmensch – wunderbar erholen und kann euch eine Reise ans Veluwemeer nur empfehlen!
Jeder kennt die Cote d´Azure, aber wer kennt die Cote d´Opale? Dieser kleine, aber herrliche Strandabschnitt zwischen dem Pas de Calais und der Picardie war diesen Sommer unser Urlaubsziel – und ich kann euch die Strände und das funkelnd blaugrüne Wasser zwischen Calais und Boulogne-sur-Mer sehr empfehlen!
Warum reist ein junges Paar aus dem Rheinland im Sommer an die französische Nordseeküste? Diese Frage mussten die charmante Dame an meiner Seite und ich im Freundeskreis mehrfach beantworten. Picardie? Opalküste? Kennt kein Mensch! Und zugegeben, auch wir fanden diese wunderbare Ecke eher aus der Not: Aus politischen Gründen sollten es weder die Türkei noch Griechenland werden, Spanien und Italien seien angeblich von all denen überlaufen, die ebenso wie wir dachten. Ein weiter Flug und mehr als eine Woche Zeit waren aus beruflichen Gründen nicht drin – etc. etc. Also wurde es Nordfrankreich!
Nach einigen Onlinerecherchen stolperten wir über die Opalküste, die ich vor vielen Jahren schon einmal mit dem Auto passiert hatte. Wir entschieden uns für das 1000-Einwöhner-Dörfchen Wissant. Man erreicht es aus Bonn über Brüssel, Brügge, Ostende und Calais in guten 4 1/2 bis 5 Stunden mit dem PKW. Es gibt an der Opalküste verschiedene Urlaubsorte (s.u.), unsere Wahl fiel auf Wissant, da es einerseits Sandstrand bietet und andererseits zwischen zwei Steilhängen, den Deux Caps, liegt, die man von hier gut erwandern kann.
Strand, Gezeiten und Kitesurfer
Der lange Sandstrand in Wissant verschwindet zum Glück trotz Gezeiten auch bei Flut nicht ganz. Und auch bei Ebbe zieht sich das Meer anders als an der deutschen Nordsee nie vollständig zurückzieht, das Wasser bleibt also immer sichtbar.
Überhaupt ist der Strand in Wissant wunderschön und wenn man sich ein wenig vom ersten Abschnitt nah am Ort wegbewegt, dann wird es Schritt für Schritt einsamer und man hat den feinen Sand fast für sich. Viele Familien scheinen diesen kurzen Weg zu meiden, um die Strandbuggies der Kinder nicht zu weit transportieren zu müssen. Außerdem nehmen viele Badende kleine Zeltplanen als Windschutz mit, denn der Wind kann hier an der nordfranzösischen Küste stark wehen. Wissant bietet jedoch den Vorteil direkt am Strand gelegener hoher Dünen, die einen natürlichen Windschutz bieten.
Viel Wind, das beutet natürlich: Surfer und Kiter! In den Abendstunden nimmt der Wind regelmäßig an Fahrt auf und dann zeigen sich dutzende, an einigen Tagen sogar fast hundert Kitedrachen am Himmel. Ein beeindruckender Anblick! Wer gerne segelt oder kitesurft, für den ist Wissant ein Paradies!
Und das Wasser? Zeigte sich nicht nur herrlich grünblau, sondern war durchaus warm, so dass wir an zwei Tagen sogar schwimmen konnten. Denn natürlich bietet die Opalküste nicht die Wettergarantie des Mittelmeers – es ist immerhin noch die Nordsee! Aber die geschützte Lage von Wissant führt dazu, dass sich hier das Wasser recht schnell erwärmt. Das Klima an sich ist zwar windig, aber dennoch mild, brütend heiß wird es selten, aber auch 22 bis 24 Grad lassen hier schon Strandtage und Sonnenbaden zu.
Wandern an Steilhängen, England im Blick
Dass man an der Opalküste nicht jeden Tag genug Wärme für Sonne und Meer hat, störte uns nicht, wir nutzten die weniger warmen Tage zum Wandern. Entlang der Strände sowie oben auf den Steilküsten, die an vielen Orten schroff in den Himmel ragen, finden sich wunderschöne Wege zu herrlichen Aussichtsorten. An den allermeisten Tagen bietet sich dabei ein wunderschöner Blick auf die englische Küste und die Kreidefelsen von Dover, die auch mit dem bloßen Auge gut zu sehen sind.
Die zwei unbedingt zu erwandernden Ziele sind natürlich die beiden Caps, die der gesamten Gegend ihren Namen geben: Site des deux caps. Östlich von Wissant erhebt sich nach etwa vier Kilometern das kreidefelsene Cap Blanc Nez (die „weiße Nase“). Ein Teil des Weges hierhin führt am Strand entlang, das letzte Stück erreicht man über die Steilklippen, an deren Kante in idyllischer Naturromantik Kühe grasen. Vom Cap selbst bietet sich ein umwerfender Ausblick weit über den Ärmelkanal. Bei der Wanderung gilt es jedoch die Gezeiten zu berücksichtigen, denn Teile des Weges verlaufen am Strand unterhalb der Steilhänge und die Flut raubt hier vollständig das Land, so dass man zwei Stunden vor und nach der Flut den Strand verlassen haben muss. An der Touristeninformation und in den Hotels bekommt man jedoch ausführlich angezeigt, wann der Weg sicher ist.
Wanderweg zum Cap Blanc NezKühe weiden fast direkt an den SteilklippenBlick von Cap Blanc Nez zurück auf Wissant
In westlicher Richtung erreicht man auf etwa gleiche Distanz das Cap Griz Nez, die „graue Nase“. Anders als bei seinem Konterpart bestehen die Felsen hier nicht aus Kreide. Der Ausblick ist jedoch ähnlich atemberaubend – wir sahen u.a. Seehunde am Fuße der Felsen spielen (leider keine Delfine, die es in seltenen Fällen geben soll). Der Weg zu diesem Cap ist bei allen Gezeiten sicher.
Blick auf Cap Griz NezMuscheln, frisch von der Küste
Auf allen Wanderungen trifft man ganz unweigerlich auf die Überreste des Zweiten Weltkriegs, als die deutschen Besatzer hier den Atlantikwall errichteten, dessen monumentale Betonreste sich teils am Strand, mehrheitlich aber an den Steilhängen finden. Etwa 10 Kilometer von Wissant entfernt gibt es auch ein Atlantikwall-Museum (s.u.), das wir aber wenig lohnenswert fanden.
Wissant gastronomsich und touristisch
Wissant ist ein kleines Dorf, das sich ganz dem Tourismus verschrieben hat. Dementsprechend ist das Angebot an Cafés, Brasserien und Restaurants groß, es gibt etwa 15 Lokale, in denen man tagsüber auf einen Kaffee oder abendlich zum Essen einkehren kann. Allerdings darf man hier im hohen Norden Frankreichs unweit der belgischen Grenze wenig Französisches erwarten, vielmehr stehen – traditionell flämisch – fast überall Muscheln und Fritten auf dem Speiseplan, man trinkt belgisches Bier und auch sonst fühlt man sich ein wenig wie im benachbarten Belgien.
Ich muss es rundheraus sagen: Die kulinarischen Möglichkeiten haben uns beide enttäuscht. Der Fisch, den es hier natürlich überall gibt, war fast immer unter geschmacklosen Fertigsoßen ertränkt, viele andere Gerichte deuteten auf wenig Liebe zum (Geschmacks-)Detail hin. Vielleicht ist dies der provinziellen Lage, vielleicht auch den vielen urlaubenden Familien geschuldet, deren Kinder natürlich mit den Frites mehr als zufrieden sind. Dazu muss man sich auf die typischen französischen Öffnungszeiten einstellen, also ausgedehnte Mittagspausen, strenge Trennung zwischen Tages- und Abendkarte sowie fast überall eine last order gegen 20.30 Uhr und einem fast ausgestorbenem Ort ab 21.30. Man sollte hier also nicht spät essen wollen – man befindet sich halt in Nordfrankreich und nicht in südlichen Gefilden. Dennoch fanden wir auch kulinarische Highlights, die ich euch kurz vorstellen möchte:
Der Tipp für Moules frites: Chez Nicole in Wissant
Da wäre zuerst einmal die Brasserie „Chez Nicole“ mitten im Ortskern von Wissant. Ein echtes Unikat, denn die Öffnungszeiten sind auf die Zeit von 18.00 bis 21.00 begrenzt und es gibt nur zwei Gerichte: Muscheln mit Pommes und Schinken mit Pommes. Das zweite Gericht ist fast ein Alibi, um überhaupt eine Karte zu rechtfertigen, denn jeder Gast isst die Moules frites! Und diese sind hier wirklich famos! So sieht man denn in den drei geöffneten Abendstunden das ganze Lokal – ein großer, saalähnlicher Raum – Berge von Muscheln und Pommes verzehren, während ein altes Wandgemälde des Kölner Doms aus einer Ecke lugt – ein rundum uriges, aber sehr sättigendes Erlebnis für unschlagbare 10,- Euro. Dabei versteht sich von selbst, dass die Muscheln wirklich aus der direkten Region stammen!
Im Lokal gibt es ein Bild des Kölner Doms
Wenn es schicker und vielleicht auch abwechslungsreicher sein soll, bieten sich am Ortsrand die benachbaren Häuser „La Chaloupe“ und das „Green Bistro“ an. Letzteres ist so gefragt, dass wir bei unserem Aufenthalt keinen Tisch bekamen. Aber auch in der Chaloupe sollte man reservieren. Was uns andernorts fehlte – gut angerichtete, kreative Gerichte mit frischen und lokalen Zutaten – findet sich hier und wir aßen wirklich wie der sprichwörtliche Gott in Frankreich! Dazu hat das Lokal eine stimmige Mischung auf Fischerei-Stil und edlem Ambiente gefunden. Sollte es euch also einmal an die Opalküste ziehen, empfehle ich das La Chaloupe!
Biere der Brasserie de Deux Caps
Und ich empfehle ein kleines Highlight für alle Bierfreunde, nämlich die örtliche Brauerei „Brasserie des Deux Caps“. In meinem Blog über Kneipen, Bars und Craft Beer hatte ich ja schon ausführlicher über diese Braustelle auf einem alten Hof geschrieben, die leicht außerhalb von Wissant liegt und inklusive Verköstigung besichtigt werden kann. Hier der Link zu meinem Bericht!
Weitere Ziele entlang der Küste
Vielleicht fragt ihr euch nun schon, was man denn in einem kleinen Küstendorf treibt, wenn das Wetter mal nicht so mitspielt. Auch für diesen Fall liegt Wissant wirklich gut, man erreicht mehrere sehenswerte Städte in kurzer PKW-Distanz. Einige will ich kurz vorstellen:
Wimereux
Etwa 20 Kilometer südlich von Wissant erreicht man über eine malerische Küstenstraße das etwas größere Wimereux. Mit ca. 7.000 Einwohnern ebenfalls eher Dorf als Stadt, bekommt man hier doch einen guten Eindruck vom Strandbad-Flair des 19. Jahrhunderts, als die gesamte Region ihre erste Hochphase erfuhr. Die Promenade von Wimereux ist gesäumt von prachtvollen Gründerzeit-Villen. Da ein Sandstrand nur bei Ebbe vorhanden ist, reihen sich an der Flaniermeile zudem hölzerne Strandkabinen mit diversen Bemalungen. An schönen Tagen und besonders am Wochenende zeigt sich in Wimereux alles und jeder, der aus dem nahen Boulogne an den Strand möchte. Sehen und gesehen werden gilt hier definitiv.
Promenade in Wimereux
Boulogne-sur-Mer
Von Wimereux ist es nur noch ein kurzer Weg bis Boulogne-sur-Mer. Leider wurde die Pracht dieses alten Fischerstädtchens (ca. 50.000 Einwohner) im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen und wer Strandurlaub sucht, sollte sich eher an den kleinen Orten orientieren. Aber Boulogne bietet heute nicht nur den größten Fischereihafen der Region, sondern auch eine unfassbar pittoreske Altstadt mit herrschaftlicher Kathedrale, kleinen Gassen und vollständig erhaltener Stadtmauer. Diese sogenannte Oberstadt mag klein sein, aber ihr geschlossenes Bild versetzt in mittelalterliche Zeiten zurück.
Straße mit Blick auf die Kathedrale von Boulogne
Ambleteuse & Atlantikwall-Museum
Ebenfalls in südlicher Richtung von Wissant erreicht man die beiden kleinen Dörfer Ambleteuse und Audinghen. Beide liegen noch vor dem oben beschriebenen Wimereux und lohnen für einen kurzen Zwischenstopp auf dem Hin- oder Rückweg nach Wimereux und Boulogne. Ambleteuse bietet eine alte, ins Meer ragende Festungsanlage. In Audinghen finden Geschichtsinteressierte die alte deutsche Batterie Todt, eine große Geschützfestung, mit der das nationalsozialistische Deutschland England unter Beschuss nehmen konnte. Die Batterie ist Teil des Atlantikwall-Museums, das privat betreiben wird und leider stark touristisch und historisch unkritisch aufgebaut ist.
Strand und Festung in Ambleteuse
Saint Omer
Mit Saint Omer findet sich eine gute Stunde Autofahrt ins Inland hinein eine unbekannte, aber wunderbar erhaltene Stadt mit viel mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Bausubstanz. Eine weiße Kathedrale thront von weitem sichtbar über der Kleinstadt und an den zwei Hauptplätzen laden etliche Cafés zum Verweilen ein, dazwischen liegen kleine Gassen und prachtvolle ehemalige Colléges. Der Weg hierhin mag zwar weiter sein, aber Saint Omer war für uns ein kleiner Geheimtipp.
Saint Omer
Calais und die Ch’tis
Den Weg nach Norden fanden wir dagegen weniger lohnenswert. Calais mag ein zeittypisches Beispiel schnörkelloser Nachkriegsarchitektur sein, aber die vergangenen Kriege haben alles Alte genommen, die Stadt wirkt zergliedert, die Sozialstruktur erscheint niedrig. Sehenswert ist jedoch das prächtige Rathaus und auch der Besuch des Leuchtturms mit Blick über den Hafen lohnt.
Calais und Umgebung sind bereits fast Ch’tis-Land. Wer den Film „Willkommen bei den Sch´tis“ mochte, kann Bergues besuchen und sich eine Führung durch die originalen Drehorte geben lassen.
Das weithin sichtbare Rathaus von CalaisCalais, einer der größten Personenhäfen Europas
Auf dem Rückweg: Lille!
Wir waren eine Woche in Wissant und an der Opalküste. Eine Woche Sonne, Meer, Strand und Wanderungen. Da durfte es am Ende auch etwas Stadt sein! Etwa 120 Kilometer von der Küste entfernt und direkt an der belgischen Grenze befindet sich Lille. Lille könnte man durchaus als vergessene französische Großstadt bezeichnen, denn trotz seiner 220.000 Einwohner scheint es weniger bekannt zu sein. Aber völlig zu unrecht. Wir machten hier auf unserer Rückreise für eine Nacht halt und waren begeistert. Die sehr flämisch angehauchte Stadt bietet in der Altstadt (Vieux-Lille) endlose kleine und kleinste Kopfsteinpflaster-Gassen zwischen malerisch geziegelten alten Kaufmannshäusern. Überall reihen sich Cafés und schicke Bars aneinander, eine riesige Zahl an Studenten bestimmt das Stadtbild. Am prächtigen zentralen Platz ist das alte Börsengebäude sehenswert und auch der kostenlose Zoo in der alten Zitadelle lohnt einen Besuch. Den angeblich riesigen Markt von Wazemmes verpassten wir leider, dafür waren wir an den faschen Tagen vor Ort, dennoch lohnt auch die täglich geöffnete Markthalle den Besuch. Eine Übersicht über die Zeiten verschiedener Märkte findet ihr hier.
Aber das eigentliche Highlight von Lille ist tatsächlich Lille selber – sich durch die Straßen treiben lassen und die Schönheit der Gassen genießen. Shopping-Verrückte und Nachtschwärmer sollten dabei in den Geschäften, Café und Bars auf ihre Kosten kommen!
Streetart in LilleLille – malerische Straßen überall!
Büchermarkt im Innenhof der alten BörseMarkthalle in Lille
Zum Abschluss eine Empfehlung: Die Villa Boreas
Vielleicht hat euch dieser Bericht ja Lust gemacht, auch einmal an die Opalküste zu fahren. Ihr werdet es bestimmt nicht bereuen! Falls ihr dann eine Unterkunft sucht, empfehle ich euch die Villa Boreas. Diese kleine, ganz familiäre Pension wird von Laurence betrieben. Es gibt lediglich vier Zimmer und die acht Gäste treffen sich jeden Morgen an einer großen, ovalen Tafel zum Frühstück. Auch das gemütliche Wohnzimmer mit Kamin steht allen zur Verfügung, ebenso der große, wunderschön angelegte Garten. Das Meer in Wissant erreicht man in wenigen Minuten und wohnt dennoch etwas ab vom Trubel. Ich lasse hier ein paar Bilder für sich sprechen – probiert doch die Opalküste einmal aus!
Wunderschön und herrlich familiär: Die Villa Boreas in Wissant
Wollt ihr noch weitere Bilder sehen? Dann schaut doch auf meiner Instagram-Seite unter #stadtwuchspasdecalais!
Jurmala, der Strand vor Riga, ist das touristische Tor Lettlands zur Welt und im kurzen lettischen Sommer drängen sich die Urlauber dicht an dicht am feinen Sandstrand. Neben der Saison, auch wie hier im Mai, deuten nur kleine Zeichen den Ansturm an und das Meer liegt fast einsam da.